Montag, 31. März 2014

Es ist ......wie es ist(Fortsetzung)

Ich wollte aus meinem Einzelzimmer raus.
Ich wollte einfach wieder zurück in ein Leben,in mein Leben auch wenn es nicht mehr mein altes sein würde,würde es nie wieder sein.
Die Therapeutin lockte mich beim Gehtraining immer öfter raus aus meinem Zimmer ,rein in den Flur.Die Strecken wurden immer länger und mittlerweile ging ich nicht mehr wie in meinem Zimmer am Gehbock sondern lernte es an Krücken(Unterarmgehhilfen).
Zu Den Gehübungen trug ich immer ein Handtuch vor dem Gesicht,so das man die Untere Hälfte meines Gesichts nicht sehen konnte ( man konnte es ja so gut am Fixateur befestigen)
Man konnte somit auch nie sehen das mir die Spuke aus dem Mund lief und auf den Pulli tropfte,ich hatte keinen Mundschluß weil die Unterlippe ja weg war!!!Man wie Peinlich wie ein Baby mit Sabberlätzchen.
Ich kam mir immer total begafft vor wenn wir auf dem Flur ankamen.Stolperte mehr als das ich ging so nervös war ich in der ersten Zeit immer sobald ich aus meinem Zimmer kam.Meistens wünschte ich mir es seien nicht so viele Leute auf dem Flur unterwegs die mich sehen würden.
Die Krankenpflege und Schwestern und sogar die Ärzte schienen sich zu freuen das ich endlich aus meinem Zimmer kam und auch über meinen zunehmenden Ehrgeiz,was es mich für Überwindung kostete wussten sie ja nicht.
Es war schon sehr schlimm für mich,ich 21 Jahre Alt,sah aus als wenn ich durch den Mähdrescher gekommen wäre und dann mit Lätzchen ,gehend wie eine alte Frau.So stellt man sich das Erwachsen werden doch echt nicht vor.
Auf dem Flur bei meinem Gehtraining lernte ich dann auch für kurze Zeit einen jungen Mann kennen ,er war ungefähr so alt wie ich und hatte bei einem Unfall sein eines Bein verloren,seine Freundin hatte gerade mit ihm Schluß gemacht.Sie könne nicht ertragen ihn so zu sehen.Ich fragte mich doch echt wer das Bein verloren hatte ,er hatte es ja echt schon schwer und dann das.
Natürlich fragte er mich auch was mir passiert sei?
Er hatte mein Gesicht ja noch nicht wirklich gesehen,ich trug ja immer mein tolles Handtuch vor der unteren hälfte meines Gesichts.
Wir unterhielten uns eine ganze Weile und er wollte auch meine Geschichte hören und er bekam sie zu hören und das gesamte Ausmaß auch zu sehen.Irgendwann haben wir beide dann darüber gelacht was für tolle Typen wir beiden jetzt  wären.
Seine Freundin sollte eigentlich seine Verlobte werden ,den Ring hatte er wohl schon gekauft,aber dann kam der Unfall dazwischen und nun sei es eben aus.Weil er jetzt eben nicht mehr der war, der er vorher war,Obwohl??Was macht ein Bein aus wenn man sich liebt???
Man was gibt es bloß erbärmliche Menschen?
Er Unterhielt sich völlig normal mit mir und ich erzählte ihm viel von mir,irgendwie war es Geteiltes Leid ist halbes Leid oder so.
Teilweise lachten wir gemeinsam und manchmal trösteten wir uns gegenseitig.
Die Strecken die ich gehen konnte wurden immer länger und auch meine Beine wurden wieder Kräftiger durch das Gehtraining.Ich übte mittlerweile auch ohne die Therapeutin,Aufgeben kam für mich nicht mehr in frage.
Die Tage vergingen jeden Tag kam Besuch meistens mein Mann und meine Tochter ,oder auch mal meine Schwiegereltern oder meine Schwester .Sie kamen so oft sie konnten,aber Kiel war ja auch nicht direkt nebenan.
Nur Freunde?darauf wartete ich meist vergeblich!Es waren einfach nicht mehr viele da!Oder Keine?
Ich hatte nie viele Freunde,aber nach dem Unfall waren wohl keine mehr da!
Dann kam der Tag,ich durfte endlich in ein 2 Bettzimmer umziehen,man hatte die andere Patientin schon darauf vorbereitet das ich anders als andere aussehen würde.Soweit war es schon gekommen,man oh man,
Man musste Leute vorwarnen.Naja ich selber hatte über den Spiegel im Badezimmer ein Handtuch gehängt damit ich mich nicht selber ertragen musste .Ich hab es einfach vermieden mich ansehen zu müssen,konnte es einfach nicht.Solange würde es mir auch nicht so weh tun .
Meine Sachen wurden von einer Schwester zusammen gepackt und los konnte es gehen.
Ich schätze meine neue Mitbewohnerin war ca 45 Jahre alt ,und sie  hatte sich bei einem Unfall beide Knöchel gebrochen und konnte nicht aufstehen.Sie lag also auf ihrem Bett als ich ins Zimmer kam .
Sie konnte also nicht flüchten,vor meinem Anblick!(grins)
Sie nahm mich eigentlich sehr nett und freundlich in Empfang als ich im Rollstuhl ins Zimmer geschoben wurde.Das Bett war schon kurz vor mir ins Zimmer gebracht worden.
Sie guckte mich zögerlich an und lächelte freundlich,ängstlich.Sie wusste wohl auch nicht wie sie reagieren sollte .Aber wie sollte man auch schon reagieren bei meinem Anblick?
Sie stellte sich vor und ich mich ,dann erzählten wir und gegenseitig wie wir in der Klinik gelandet waren.
Wir verstanden uns eigentlich sehr schnell,sehr gut..Und ich freute mich ehrlich das ich nicht mehr so einsam im Zimmer rum liegen musste,es war nur noch halb so Langweilig.
Ich hatte nur noch ein bißchen Angst davor wie ihr Besuch auf mich reagieren würde.
Naja ich würde es überleben und ihre Besucher würden wohl nicht gleich vor Schreck tot umkippen.
(So später gibt es noch mehr,erst mal)

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