Mein Name
ist Susanne Ptak, ich wurde vor 52 Jahren in Düsseldorf geboren und zog 2003
mit meinem Mann ins schöne Ostfriesland, genauer gesagt leben wir vor den Toren
der Stadt Leer.
Beruflich
ist mein Werdegang eher etwas unkonventionell: gelernte Anwaltsgehilfin, jedoch
nach der Ausbildung nie in dem Beruf tätig gewesen, danach Sekretärin und
Texterin in einer Werbeagentur. 1994 machte ich mich mit einem Geschäft für
Bastelbedarf selbständig. In dieser Zeit schrieb ich auch 32 Bastelbücher für
den Vielseidig-Verlag, noch unter meinem Mädchennamen Susanne Scholz.
In
Ostfriesland arbeitete ich dann einige Jahre als Sprechstundenhilfe bis ich
eine kleine Schafskäserei eröffnete. Leider war diese Arbeit nicht nur
körperlich sehr anstrengend, sondern es ist auch eine riesige Herausforderung,
sich heutzutage mit landwirtschaftlichen Produkten zu behaupten. Dazu noch der
ganze Behördenkram, den jeder Landwirt bewältigen muss. Das Ganze ging so weit,
dass ich am Ende Mordgelüste hatte und so entstand mein erster Krimi
„Grünlandmord“.
Ach ja,
Schafe habe ich immer noch – meine „Melkmädels“ dürfen ihren Ruhestand
genießen, bewacht von Langhaar-Collie Liam.
1) Wie bist
du ausgerechnet auf Pilsum als Tatort gekommen?
Ich wollte unbedingt ein Cover mit dem Pilsumer Leuchtturm
:-D Nein, Spaß, in „Mord in Greetsiel“ tritt bereits Josefines Freundin Theda
Borchers auf. Sie lebt in Pilsum. Und da Theda dieses Mal Josefines Hilfe
benötigt, wurde Pilsum auch zum Tatort.
2)Doktor
Josefine Brenner ist sehr beliebt, obwohl sie schon im Ruhestand als Rechtsmedizinerin
ist. Wie erklärst du dir den Erfolg deiner "deutschen Miss Marple"?
Ich denke,
die Antwort steckt schon in der Frage. Josefine ist Miss Marple nicht unähnlich
und da die britische Ermittlerin nach wie vor sehr beliebt ist, mögen die Leser
wohl auch Josefine Brenner.
3)Hast du im
Au-pair-Bereich viel recherchieren müssen, weil es sich in deinem Roman ja um verschwundene
Mädchen handelt?
Die Idee für
diesen Krimi entstand, als ich zufällig einen Bericht über Au-Paris und
Au-Pair-Helfer im Fernsehen sah. In diesem Bericht ging es allerdings um
Mädchen, die von ihren Gasteltern ausgenutzt wurden, was schlimm genug ist,
aber nicht unbedingt einen Mord rechtfertigt. Die Mädchenhandel-Geschichte im
Zusammenhang mit Au-Pairs habe ich mir (hoffentlich) nur ausgedacht, von daher
hielt sich die Recherchearbeit in Grenzen. Zumindest haben meine Recherchen
nicht ergeben, dass hier in Deutschland so etwas passiert. Ausschließen würde
ich es jedoch nicht.
4) Wieso
gerade Chinesische Au-pair? Hast du viel zum Thema chinesische Triaden gegoogelt/recherchiert?
Die
chinesischen Au-Pair-Mädchen brauchte ich, um einen Bezug zu den Triaden
herstellen zu können. Viel habe ich nicht zu dem Thema recherchiert, da die
Story kein fundiertes Wissen über Triaden erfordert. Lediglich über ihre
„Methoden“ musste ich mich informieren. Immerhin weiß ich aber jetzt, dass es
wohl auch in Deutschland etliche China-Restaurants gibt, die Schutzgelder an
die Triaden bezahlen und dass die Bruderschaft beim Eintreiben dieser Gelder
nicht gerade zimperlich vorgeht …
5) Was hat
es mit den Gladiolen auf sich?
Die roten
Gladiolen sind eine Todeswarnung. Eigentlich werden sie an in Ungnade gefallene
Triaden-Mitglieder geschickt. Ich habe das für meine Zwecke etwas ausgeweitet.
6) Was
gefällt dir persönlich so sehr an Pilsum?
Ich würde
jetzt nicht sagen, dass mir speziell Pilsum so sehr gefällt – es ist die ganze
Krummhörn , die wunderschöne ostfriesische Landschaft. Jedes der Warfendörfer
ist einen Besuch wert. Wer „Ostfriesland pur“ erleben will, ist in der
Krummhörn auf jeden Fall richtig.
7) Wird es
noch mehr Fälle rund um Pilsum geben?
Auf jeden
Fall in der Krummhörn. Immerhin gibt es noch 17 weitere Warfendörfer, in denen
ich mein Unwesen treiben kann …
8) Erzähl
deinen Lesern doch bitte mal wie Pilsum in deinen Gedanken aussieht, vielleicht
werden dann auch andere Leseratten neugierig auf das schöne Dorf an der
Nordsee?
Wunderschöne
Gulfhöfe, kleine Landarbeiter- und Handwerkerhäuser, verwinkelte Gassen,
rundherum Weideland und über allem der weite ostfriesische Himmel, der sowohl
in strahlendem Blau wie auch mit grauen, dahinrasenden Sturmwolken ein Erlebnis
ist.
9) Warum
Ostfrieslandkrimis?
Ich hatte
nicht gezielt vor, Ostfrieslandkrimis zu schreiben. Ich lebe nun einmal hier
und da war es naheliegend, dass mein erster Krimi vor der Haustür spielte. Doch
ich fand bald heraus, dass Dorfleben und Idylle eine wahre Herausforderung für
eine Krimiautorin sind. Was spielt sich hinter den Mauern der hübschen und
gepflegten Fehnhäuser ab? Kann das wirklich so gemütlich und idyllisch sein,
oder gibt’s da vielleicht die eine oder andere Leiche im Keller?
Aber keine
Sorge, meistens ist es wirklich so idyllisch – für die Leichen sorgen meine
Autorenkollegen und ich :-D
Mord in Pilsum. Ostfrieslandkrimi (Dr. Josefine Brenner ermittelt 4)
von
Susanne Ptak
Das ostfriesische Nordseedorf Pilsum wird von grausamen Morden erschüttert. Einmal mehr mittendrin: Dr. Josefine Brenner. Zurzeit hält sich die Rechtsmedizinerin im Ruhestand bei ihrer Freundin Theda in Pilsum auf, und gemeinsam finden sie die Leiche von Klara Schiller. Die Imkerin half ehrenamtlich Au-pair-Mädchen in Not, und in letzter Zeit verschwanden gleich mehrere Au-pairs spurlos... Wenig später taucht eine zweite Leiche auf: ein hübsches chinesisches Au-pair. Beide getötete Frauen waren an Händen und Füßen gefesselt, an den Tatorten lagen rote Gladiolen. Viel deutet auf chinesische Triaden hin, aber organisiertes Verbrechen im tiefsten Ostfriesland? Josefine mag an diese Theorie nicht so richtig glauben. Wie immer ermittelt sie auf ihre eigene Art, und bringt sich dabei in tödliche Gefahr..
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Leseprobe 1
Sir Toby
stand neben Theda in der Garagenauffahrt und sein Ringelschwanz ging freudig
hin und her, als er sah, wie sein Frauchen den Golf der Freundin aus der Garage
fuhr. Kleines Auto bedeutete, dass er vorne mitfahren durfte und nicht einsam
hinten in seinem Kennel hocken musste.
Theda warf
ihre Krücken auf die Rückbank und kletterte dann umständlich auf den
Beifahrersitz. „Gib mir Toby. Er kann auf meinem Schoß mitfahren.“
Zufrieden
rollte der Mops sich auf Thedas Beinen zusammen. So ließ er sich eine Autofahrt
gerne gefallen.
Zwar wohnte Klara Schiller gar nicht so weit entfernt, den Weg über
die holprigen Straßen, die hauptsächlich dem landwirtschaftlichen Verkehr
dienten, zu Fuß zu bewältigen, wäre allerdings schon eine Herausforderung.
Besonders, wenn man Krücken zur Fortbewegung benötigte.
So parkten sie fünf Minuten
später vor einem kleinen Fehnhaus, das von einem Bauerngarten umgeben war, der
im Sommer bestimmt prachtvoll aussah. Selbst jetzt hatten die verblühten
Stauden noch einen eigenartigen Charme.
„Hier ist es aber sehr ruhig“, stellte Josefine fest und schaute sich
um.
Das Haus lag inmitten von Weideland, fernab jedweder weiteren Behausung.
Weit hinten am Horizont glaubte Josefine vor den tiefhängenden, dunklen Wolken
einen Bauernhof zu erkennen.
Theda humpelte zu ihr. „Selbst wenn neugierige Nachbarn manchmal ein
wenig lästig sind - das hier wäre mir auch zu einsam. Stell dir vor, ich wäre
hier gestürzt! Vermutlich wäre ich in meinem eigenen Garten verhungert.“
„Nun, sei froh, dass du dich in deinem Vorgarten auf die Nase gelegt
hast. Hinten hätte dich auch kein Nachbar gefunden.“
„Oh doch, hätten sie. Spätestens wenn abends kein Licht bei mir zu
sehen gewesen wäre, hätte Tetje Kromminga sofort nach mir gesehen. Ich muss
mich doch auch immer bei ihr abmelden, wenn ich verreise, sonst ruft sie die
Feuerwehr und lässt meine Tür aufbrechen.“
Josefine lachte auf, doch dann wurde sie sofort wieder ernst. „Es mag
manchmal lästig sein, aber besser so, als wenn man dich erst findet, wenn du
schon ein paar Monate tot bist. Du glaubst gar nicht, wie häufig das in der
Stadt vorkommt.“
Theda nickte nur. Dann stieß sie mit einer ihrer Krücken das Gartentörchen
auf und humpelte zur Haustür.
Josefine folgte mit Sir Toby an der Leine.
„Ist ja merkwürdig. Ihr Auto steht doch da“, sagte Theda, als auch
nach mehrmaligem Klingeln nicht geöffnet wurde.
„Vielleicht ist sie mit dem Fahrrad unterwegs.“
„Das ist natürlich möglich. Nun, dann sollten wir es später noch
einmal versuchen. Wollen wir noch zur Rozenburg fahren, ein wenig Käse kaufen?
Ist nicht weit von hier.“
Noch bevor Josefine antworten konnte, knurrte Sir Toby plötzlich und
sprang mit einem Ruck nach vorne. Sie hatte die Leine nicht besonders fest
gehalten, darum rutschte sie sofort aus ihrer Hand.
So schnell ihn seine kurzen Mopsbeine trugen, flitzte Sir Toby am Haus
entlang und verschwand um die Ecke.
„Katze?“, fragte Theda.
„Ich befürchte es“, antwortete Josefine und lief dem Hund rasch
hinterher.
„Toby!“, rief sie laut, als sie hinter dem Haus angekommen war, ihren
Mops aber nirgendwo sah.
Theda kam um die Ecke. „Wo kann er nur sein?“
Josefine lief weiter bis zur Hintertür und bemerkte, dass diese halb
offen stand.
„Ich glaube, er ist unbefugt eingedrungen“, teilte sie Theda mit.
„Das ist ja merkwürdig. Warum ist die Tür auf, wenn Klara gar nicht da
ist?“
„Als wenn du deine Hintertüre abschließen würdest.“
„Das wohl nicht. Aber ich lasse sie auch nicht sperrangelweit
aufstehen.“
Josefine ging zur Tür. „Frau Schiller?!“, rief sie ins Haus.
Sie bekam keine Antwort, dafür sprang Sir Toby plötzlich aus dem Haus
heraus. Von Schuldbewusstsein jedoch keine Spur. Aufgeregt lief er um Josefines
Beine herum und stieß ab und zu ein leises „Wuff“ aus.
„Hat ihn jetzt die Katze so aufgeregt, oder sollten wir lieber drinnen
mal nachsehen?“, erkundigt sich Theda.
Josefine stieß die Türe ganz auf und trat in den Flur. „Frau
Schiller?!“, rief sie noch einmal.
Der Mops flitzte an ihr vorbei, den Flur entlang und verschwand um
eine Ecke.
„Irgendetwas stimmt hier nicht“, sagte Josefine und folgte ihrem Hund.
Rasch stakste Theda mit ihren Krücken hinterher und wäre fast
gestolpert, als Josefine laut ausrief: „Oh, mein Gott!“
So schnell sie konnte, folgte Theda der Stimme der Freundin bis zum
Wohnzimmer, das im vorderen Teil des Hauses lag.
Josefine hatte Tobys Leine wieder aufgenommen. „Kannst du bitte die
Leine halten, bis ich die Polizei informiert habe?“
Theda bemerkte gar nicht, dass Josefine die Handschlaufe der Leine
über den Griff einer ihrer Krücken streifte. Mit aufgerissenen Augen starrte
sie auf die am Boden liegende Klara Schiller. Hände und Füße der Frau waren
gefesselt worden. Ihr Kopf lag auf der Seite und an ihrer Schläfe war eine
schwarzverfärbte Wunde zu erkennen. Theda wurde übel. Rasch drehte sie sich um.
„Ich gehe mit Toby an die frische Luft“, sagte sie leise und humpelte davon.
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