Samstag, 5. April 2014

Es ist...was es ist....(2 Teil samstag)

Es war schwer irgendwie Normalität einkehren zu lassen .Es war alles so anders geworden.Mit dem Fixateur und dem Handtuch vor dem Gesicht war es irgendwie auch noch Auffälliger.Wenn das nicht alles so Riesig ausgesehen hätte glaube ich wäre ich einfach nur ein Chronischer Schalträger geworden(mache ich heute oft).
Zu Hause war ich in der Zeit auch oft Einsam,zwar hatte ich meine Tochter ,mein Mann war zu der Zeit wieder bei der Arbeit seinen Dienst beim Bund verrichten(4 Jahre).
Aber irgendwie fühlte ich mich fehl am Platz,es reichte mir damals alles nicht,eingesperrt in den 4 Wänden ,nur weil ich mich nicht auf die Strasse getraut habe!Eigentlich lächerlich werden viele denken aber für mich war es das nicht!Ich konnte so nicht alleine raus.
Irgendwann hatte ich meinem mann wohl echt genug die Ohren Voll gejammert und wir bekamen den Hund den ich mir vor meinem Unfall schon gewünscht hatte.Ich glaube mein Mann hatte einfach das Gefühl er müsse irgendwas tun um meine Situation zu ändern,mir irgendwie eine Freude machen.Ich hätte eigentlich genug Freude mit meiner Tochter haben müssen,aber ich denke jede Mutter merkt irgendwann das man Abwechslung brauch,das ein Kind alleine nicht ausfüllt was sonst alle anderen Kontakte gemacht haben.
Außerdem hing ich immer noch in meinem Tiefen Selbstmitleids Loch fest.
Klar war es schön zu Hause zu sein,es war eben zu Hause und nicht nur das Krankenhaus.Aber im Krankenhaus gab es auch andere Verletzte und manchmal auch Leute die wie ich etwas anders aussahen ,hier zu Hause hatte ich immer sobald ich nur aus der Tür kam das Gefühl man würde mich wie das neue Tier im Zoo bewundern(heute weiß ich es war Einbildung)
Freunde hatte ich lange nicht mehr getroffen wie auch wenn ich nie aus dem Haus kam!
Eigentlich war ich darüber auch froh in der Zeit,was hätte ich gegen die entsetzten Blicke tun können ,außer wieder irgendwelche Witze darüber zu reißen.Die viele noch viel mehr irritiert hätten.
Mein Vater hatte eine Gaststätte in der war ich vor dem Unfall fast täglich,wir spielten dort viel Poker und man konnte sich mit den Leuten die rein kamen immer gut unterhalten,es war meine Kindheit ,all die Jahre die ich dort immer Zeit verbracht hatte.Wir ,mein Zwilling und ich sind so aufgewachsen typische Kneipenkinder hab ich immer gesagt mit klassischer Schnötterschnautze .Immer gekellnert und Tresendienst geschoben,man war das ein Leben, es hatte mir immer so einen Spaß gemacht.
Das war auch schon so eine Überwindung dort rein zu gehen,alle kannten mich,seit vielen Jahren.
Ich hatte mir viele Reaktionen ausgemalt,aber nicht die die mich da erwartete.
Nämlich gar keine Reaktion.Ich wurde von unseren Stammgästen so behandelt als sei das alles gar nicht passiert,als sähe ich nicht grausig aus.Als käme ich nicht gerade aus dem Krankenhaus.
Sie begrüßten mich als sei ich gestern erst da gewesen.Keiner fragte gleich was mit mir passiert sei,keiner.
Niemand sagte etwas über mein schlimmes Aussehen ,oder mein nettes Lätzchen!
Das ich ja vorher nie getragen hatte.
Irgendwann würde ich es hoffentlich nicht mehr brauchen,irgendwann hoffte ich würde alles wieder beim alten sein.
Somit ging ich dann auch wieder in die Kneipe und spielte auch mal Karten,gewöhnte mich an andere Leute und erzählte auch von selber was über meinen Unfall und über mein Aussehen und machte die Üblichen Kneipenwitze mit,es fühlte sich so gut an.Wieder mitten in dem geschehen und es störte mich nicht!!!
Ich musste immer mal  wieder mal nach Kiel zur Untersuchung des Genickwirbels  fahren ,jedesmal in Hoffnung das der Fixateur abgenommen werden könnte,es war nie genug Knorpel entstanden und der Wirbel immer noch zu Locker,so das wir mehrfach unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren mussten
und alles beim alten blieb,mein Mann musste weiterhin den Fixateur täglich reinigen und der Verband am Tracheostoma musste gewechselt werden,dieses war allerdings nur noch minimal geöffnet(juhu).
Ach ja einen Klassiker hätte ich da noch!
Schlimm war das Schlafen  auch zu Hause ,man das war echt kompliziert am Anfang.Der Fixateur lag auf der Matratze mein Kopf hing in der Luft .
Ehe ich abends eine Position gefunden hatte.Ich ging dazu über mir ein Kissen seitlich zwischen das Gesicht und die Stangen zu schieben,so das ich wenigstens das Gefühl hatte mit dem Kopf auf der Seite auf einem Kissen zu liegen,und nicht in der Luft zu Hängen.
Schlaftabletten verschrieb mir weiterhin mein Hausarzt ,ohne hätte ich so nie schlafen können.Und auch die Mengen an Schmerzmitteln nahm ich schon Monatelang,ich war echt ein Junkie!!!
Dann irgendwann wurde ich aber mit allem etwas Lockerer ,es störte mich auch nicht mehr so das andere guckten wenn sie mich sahen,ich gewöhnte mich daran das es so war.Meine Schwiegermutter die störte es manchmal viel mehr als mich selber,ich ging wieder einkaufen und spazieren und dachte mir nichts dabei,auch ich hatte das Recht da zu sein.
Irgendwann waren wir mal mit meiner Schwiegermutter gemeinsam einkaufen ,und wahrscheinlich tat ich ihr einfach Leid weil immer alle gucken mussten wenn ich kam ,jedenfalls standen wir am Schlachtertresen und die Verkäuferin guckte mich die ganze Zeit beim Bedienen meiner Schwiegermutter so starrend an,das meine Schwiegermutter sich von fast allen Sorten Aufschnitt eine oder zwei Scheiben bestellte .Als die Verkäuferin damit fertig war und ihr das Wurstpaket übergeben wollte sagte meine Schwiegermutter dann nur sie könne die Wurst jetzt wieder weg Packen ,wenn sie andere Leute so blöde anstarren würde könnte sie den Aufschnitt  behalten.
Eigentlich Sünde ,aber irgendwie versüßte mir diese Aktion gerade in dem Moment den Tag!Hach ich weiß manchmal habe ich eine kleine Sadistische Ader!
Aber die Armen Leute taten mir manchmal auch Leid .Sie konnten ja nichts dafür das ich anders aussah als andere und sie nicht wussten wo sie sonst hin gucken sollten.
Es wusste ja auch keiner den wirklichen Grund warum ich so aussah wie ich eben zu der Zeit aussah.
Aber manchmal hatte ich eben auch meine Spaß weil sie dann hinterher ganz dusselig aus der Wäsche geguckt haben.
Dann endlich kam der Tag an dem der Fixateur endlich abgebaut werden sollte,ich hatte ihn ja nun wirklich lange genug tragen müssen.Länger als es normalerweise  gedauert hätte und das nur weil das mit meiner Knochen und Knorpelbildung nicht so wollte wie es sollte.
(morgen geht es für euch weiter,Danke an alle Fleißigen leser!!)

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